Biorespect - Wir hinterfragen Biotechnik

Schweinemensch oder Menschenschwein?

Jedes Jahr sterben Menschen, die auf ein Spenderorgan warten und denen nicht geholfen werden kann. Der Grund ist stets derselbe: Es gibt nicht genug Spenderorgane. Diesen Mangel will man mit der Übertragung von tierischen Ersatzorganen beheben. Um die häufig tödlichen Abwehrreaktionen, die eine Übertragung tierischer Organe auf den Menschen hervorruften, auszuräumen, versucht man sich derzeit an «Menschenschweinen», an Schweinen, die genmanipuliert werden und menschliche Gene in sich tragen.

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Schweine eignen sich als «Ersatzteillieferanten» aus anatomischen und physiologischen Gründen, denn Grösse und Funktion seiner Organe sind mit denen des Menschen vergleichbar. Ausserdem sind Haltung und Zucht relativ einfach. Ob aber Schweineorgane die Funktion menschlicher Organe längerfristig ersetzen können, bleibt mehr als fraglich. Die aufrechte Haltung des Menschen könnte wie viele andere Faktoren zum Problem werden.

In den Neunzigerjahren schürte die Forschung mit den Möglichkeiten der Xenotransplantation Hoffnungen auf mehr Organe zur Transplantation. Die letzten Jahre wurde es jedoch ziemlich still um die Risikotechnologie. Die Unzulänglichkeiten der Übertragung von tierischen Organen auf den menschlichen Organismus sind noch immer komplex: Hyperakute und verzögerte Abstossungsreaktionen sind bei einer solchen Organübertragung die Regel. Funktionale und strukturelle Inkompatibilitäten von Organ und Empfän- gerorganismus sind äusserst problematisch. Nicht zuletzt ist die Verwendung von Tieren als Ersatzteillager ethisch äusserst fragwürdig.

Durch die Technik der Genschere CRISPR-CAS erhält die Hoffnung, tierische Organe auf Menschen übertragen zu können, neue Nahrung. Die Forschung ist wieder in vollem Gange. Mittels der neuen Technik hofft man nun, «Spender»-Tiere soweit manipulieren zu können, dass vor gefährliche Viren, die bei der Transplantation übertragen werden könnten, schon im Tier unschädlich gemacht werden. 

Wir halten die Xenotransplantation für einen äusserst fragwürdigen Forschungsansatz. Tiere als Ersatzteilreservoir zu benutzen halten wir für ethisch sehr problematisch. Ausserdem ist zu befürchten, dass wieder Hoffnungen bei kranken Menschen geschürt werden, die wir in diesem Stadium der Forschung für sehr verfrüht halten.